Bahnbrechende MRT-Innovation
Das Medizintechnik-Unternehmen Neoscan Solutions aus Sachsen- Anhalt baut den weltweit stärksten MRT-Magneten auf Basis einer grundlegend neuen Technologie.
Mit einer Vision, einem Computermodell und nur einem Mitarbeiter kam der promovierte Physiker Stefan Röll 2017 von Erlangen nach Magdeburg. Seine Geschäftsidee war es, erstmals einen maßgeschneiderten Magnetresonanztomographen (MRT) für Kinder und Säuglinge zu entwickeln.
Weil Röll und sein Team in Magdeburg bei der Konzeption völlig neu dachten, konnten sie eine bahnbrechende Technologie schaffen. „Dank dieser Innovation haben wir 2023 den Auftrag erhalten, den leistungsstärksten MRT der Welt zu bauen. Ein 14-Tesla-MRT“, erklärt Röll. „Das ist natürlich ein unglaublicher Erfolg, das hätte ich mir bei der Gründung nicht träumen lassen.“
Auftraggeber für das Millionenprojekt sind sieben niederländische Universitäten. Sie wollen den Magdeburger Kernspintomographen für die neurowissenschaftliche Grundlagenforschung nutzen. „14 Tesla“ soll es den Wissenschaftlern ermöglichen, Vorgänge im Gehirn detailliert zu untersuchen und neue Moleküle zu entdecken.
Bislang werden die Magnete der meisten Kernspintomographen mit flüssigem Helium gekühlt, damit die verwendeten Drähte supraleitend werden. Das ist extrem energieaufwändig.
Die Ingenieure des Magdeburger Start-ups haben nun ein neues Verfahren entwickelt, indem sie einen anderen Draht, einen Hochtemperatur- Supraleiter, verwenden. Das innovative MRT-System benötigt kein flüssiges Helium mehr und kann unter anderem repariert und recycelt werden. Millionenschwere Schäden an der Anlage können so vermieden werden. Der in Sachsen-Anhalt entwickelte Magnet ist zudem leichter und kompakter als herkömmliche Magnete. Die Firma Neoscan Solutions übernimmt mit dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle bei der Etablierung einer neuen Magnettechnologie.
Dass Rölls Start-up in Magdeburg so erfolgreich ist, verdankt es auch der direkten Nachbarschaft zum Forschungscampus STIMULATE und der Zusammenarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität, sagt der Physiker. Von den derzeit 37 Mitarbeitern sind zehn noch Studenten.
„Dieses agile Netzwerk und die in Magdeburg vorherrschende Einstellung, dass es cool ist, hier die Medizintechnik der Zukunft zu entwickeln, haben mein Unternehmen enorm vorangebracht“, sagt Röll. „Den Schritt, in Sachsen-Anhalt zu gründen, habe ich nie bereut.“
Kopf
Dr. Stefan Röll ist gebürtiger Franke. Er studierte Physik in Würzburg und Buffalo und promovierte an der Universität Bremen. 19 Jahre lang trieb er bei Siemens MRT-Entwicklungen mit voran. 2017 kündigte er seinen Job in Erlangen, um im Alter von 49 Jahren in Magdeburg die Firma Neoscan Solutions zu gründen.