Campus für kluge Köpfe
Der Technologiepark Weinberg Campus in Halle (Saale) gehört deutschlandweit zu den Top Ten der Wissenschafts- und Technologieparks und ist der größte in Mitteldeutschland.
Die Liste der ansässigen Forschungsinstitute liest sich wie ein ´Who is Who´ der Forschung: Fraunhofer-Institute, Helmholtz-Zentrum, Leibniz-Institute, Max-Planck-Institut. Mehr als 100 Unternehmen bzw. international renommierte Forschungseinrichtungen, 6.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 9.000 Studentinnen und Studenten tüfteln, probieren und suchen hier nach Lösungen für die Zukunft. Gleichzeitig entstehen aus der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft zukunftsfähige Start-Ups.
Im Technologiepark Weinberg Campus nehmen Innovationen ihren Ursprung, entdecken Forscher bahnbrechende Neuheiten und entwickeln Unternehmer ihre Produkte bis zur Marktreife. „Der Technologiepark Weinberg Campus in Halle (Saale) ist einer der interessantesten Zukunftsorte zum Forschen, Gründen und Unternehmen in Europa. Unser Campus ist international, innovativ, branchen- sowie länderübergreifend vernetzt und lockt damit kluge Köpfe aus der ganzen Welt nach Sachsen-Anhalt“, erklärt der Geschäftsführer des Technologieparks Weinberg Campus, Dr. Ulf-Marten Schmieder.
Zukunftsort für Forscher, Studenten und Firmengründer
Vor einigen Jahren ist Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Stuart Parkin aus Kalifornien nach Halle (Saale) gekommen. Der Physiker ist geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik und fasst die Zielsetzung des Instituts wie folgt zusammen: „Wir wollen Materialien entdecken und Bauteile entwickeln, die Computer, digitale Datenspeicher und auch unser Denken leistungsfähiger machen.“ Seine Mitarbeiter beschäftigen sich mit neuen Materialien, welche die Welt verändern könnten und nützlich für Speichermedien und IT-Anwendungen sind.
Das Institut in Halle (Saale) ist das erste, das die Max-Planck-Gesellschaft nach der Deutschen Einheit in Ostdeutschland gegründet hat. Jetzt wird der Standort für 50 Millionen Euro ausgebaut und bietet den Wissenschaftlern bald noch mehr Platz für hochklassige Forschung in Sachsen-Anhalt.
Unweit von Prof. Parkin wirkt Prof. Dr. Milton T. Stubbs, der in New York geboren wurde, in England aufwuchs und nach seinem Physikstudium seine Doktorarbeit in Biophysik schrieb. 1987 kam er nach München und ist seit 2002 am Weinberg Campus als Professor für Physikalische Biotechnologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig. „Mein Forschungsschwerpunkt ist Strukturbiologie und Röntgenkristallografie“, sagt er und meint, dass er dafür am Campus optimale Bedingungen vorfindet: „Hier sind alle für uns relevanten naturwissenschaftlichen Arbeitsgruppen und Unternehmen an einem Ort.“
Der Weinberg Campus hat seit langem eine überregionale Bedeutung. Nach Angaben von Geschäftsführer Dr. Ulf-Marten Schmieder investieren in den Technologiepark zunehmend Unternehmen von außerhalb wie etwa eine Biotechnologie-Tochter des Wacker-Konzerns mit mittlerweile 130 Mitarbeitern.
Die Internationalität des Weinberg Campus spiegelt sich im halleschen Unternehmen Icon Genetics wider, einem Technologieführer im Bereich der Pflanzenbiotechnologie. Das Unternehmen, das ursprünglich in den USA gegründet wurde und seit 2000 in Deutschland angesiedelt ist, gehört seit drei Jahren zur japanischen Denka-Gruppe. Geschäftsführer Dr. Victor Klimyuk kommt aus der Ukraine, schloss sein Biochemie Studium in Kiew ab, arbeitete in England und ist seit 19 Jahren für die „Icon Genetics“ als Geschäftsführer in Halle tätig.
Das Unternehmen entwickelt und produziert unter anderem Wirkstoffe gegen das Norovirus. „Jedes Jahr werden 700 Millionen Krankheitsfälle festgestellt, 200 Millionen Fälle davon betreffen Kinder und es gibt keinen Impfstoff“, sagt Victor Klimyuk. Es bleibt also viel zu forschen und zu entwickeln.
Klimyuk kündigt an, dass sein Unternehmen am Standort weiter wachsen wolle. Icon Genetics plant in den kommenden Jahren den Bau einer eigenen Produktionsstätte für ca. 50 Millionen Euro.
Standort mit wechselvoller Geschichte
Der Name des Weinberg Campus geht weit in die Geschichte zurück. Seit dem 13. Jahrhundert wurde auf dem Gebiet zwischen Heide und Saale Weinbau betrieben. Nachweislich erstmals besiedelt wurde das Areal 1841, als dort die „Landes- und Pflegeanstalt zu Nietleben“ errichtet wurde. 1934 baute die Wehrmacht entlang der Heideallee eine Kaserne, die von 1945 bis 1991 von den sowjetischen Streitkräften übernommen wurde. Das Gelände, auf dem 9.000 sowjetische Offiziere, Soldaten und ihre Familien wohnten, war über Jahrzehnte hermetisch abgeriegelt. Parallel dazu entstanden aber bereits damals nahe dem Campus neue Universitätsgebäude.
Einen großen Schub brachte die Deutsche Einheit. So siedelte sich das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik an und es gründete sich das Technologie- und Gründerzentrum. Seit 1990 wurde auf dem Weinberg Campus weit über eine Milliarde Euro investiert und es wird weiter in Richtung Zukunft geplant. Neben den Instituten und Unternehmen will auch der Weinberg Campus selbst in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität neue Einrichtungen bauen. Wann genau der Spatenstich für die schätzungsweise 50 Millionen teuren Neubauten erfolgt, steht noch nicht fest.
Die Bedeutung des Weinberg Campus steigt mit den Investitionen und dem Ausbau der Forschungskapazitäten stetig an. In diesem Jahr zeichneten das Wirtschaftsministerium und die Investitions- und Marketinggesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt (IMG) den Technologiepark Weinberg Campus als einen von 12 Zukunftsorten in Sachsen-Anhalt aus.
Über 250 Firmengründungen
Der Weinberg Campus ist auch ein guter Platz für Start-ups. In den letzten Jahren wurden hier mehr als 250 Firmen gegründet. Das Land Sachsen-Anhalt fördert die Neugründungen über die Firmenschmiede „Weinberg Campus Accelerator“. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das in Sachsen-Anhalt einmalig ist. Es besteht aus einem Startup-Beschleuniger und einem Wachstums-Beschleuniger. Der Startup-Accelerator vermittelt jungen Unternehmen nach ihrer Gründungsphase branchenspezifische Kenntnisse und wichtige Netzwerkzugänge. Mit dem Wachstums-Accelerator werden Grundlagen für ein gesundes Unternehmenswachstum gelegt. Mehrere Firmen aus den Bereichen „Biomedical Life Sciences“, „Bioeconomy“, „New Materials“ und „Green Tech“ durchlaufen bereits dieses Programm, darunter Teams von Wissenschaftlern aus Indien und den USA.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Neugründung ist die Firma PerioTrap Pharmaceuticals, eine Ausgründung aus dem hier ansässigen Fraunhofer-Institut für Immunologie und Zelltherapie (IZI). Pierre Tangermann und Dr. Mirko Buchholz haben einen innovativen Therapieansatz zur Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis entwickelt und sich damit selbstständig gemacht. Für ihren revolutionären Ansatz wurden Tangermann und Buchholz 2020 beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland mit dem Gesamtpreis und dem Clusterpreis Life Sciences ausgezeichnet.
Die Firmengründer sind sich der Vorteile, die sich ihnen am Weinberg Campus bieten, bewusst. „Es sind die kurzen Wege. Man hat hier den naturwissenschaftlichen Campus der Universität und die Forschungseinrichtungen gebündelt an einem Ort. Gleichzeitig bietet die vorhandene Infrastruktur perfekte Möglichkeiten für eine Ausgründung“, so die jungen Firmenchefs.
Auch Dr. Jenny Müller ist mit ihrem Unternehmen „Die Frischemanufaktur“ auf den Campus gezogen. Die ehemalige Mitarbeiterin einer großen Supermarktkette in Köln entwickelte ein Produkt, mit dem geschnittenes, frisches Obst, wie es im Einzelhandel verkauft wird, haltbarer gemacht wird. Jetzt hat sie mit Infused Water, Wasser mit frischen Früchten, ein weiteres Produkt auf den Markt gebracht, das ebenfalls länger frisch bleibt und damit Lebensmittelabfälle vermeidet. Ihr Weg nach Sachsen-Anhalt führte sie über Investoren. „Wir hatten das Gefühl, dass wir hier den besten Deal bekommen und entschlossen uns, nach Sachsen-Anhalt zu ziehen“, so Dr. Jenny Müller. „Es war die richtige Entscheidung und es ist sehr cool mit den ganzen Start-Ups hier im Technologiepark.“
Quelle: Medienagentur Mitteldeutschland, 2020