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Constantin Fahlberg: Entdecker des Saccharin

Zucker ist in den letzten Jahren verstärkt ins Visier von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern geraten. Unstrittig ist, dass zu viel Zucker schädlich und für zahlreiche Krankheiten verantwortlich ist. Ersatz für die nötige Süße in so manch Getränk bieten künstliche Süßstoffe. Der älteste unter ihnen ist das Saccharin – und die erste Fabrik zur Herstellung dieses ältesten künstlichen Süßstoffs stand in Sachsen-Anhalt, genauer in Salbke, heute Stadtteil Magdeburgs.

Süße Zufallsentdeckung

Dabei wurde das Saccharin nur durch Zufall entdeckt. Der im zentralrussischen Tambow geborenen Constantin Fahlberg untersuchte an der amerikanischen Johns Hopkins Universität organische Steinkohlenteerverbindungen. “Ich hatte, nachdem ich den ganzen Tag fleissig gearbeitet hatte, meine Hände vor dem Nachhausegehen gründlich gewaschen. Ich war sehr überrascht, als meine Hände beim Essen, als ich das Brot zum Munde führte, süss schmeckten. Ich hatte die Hausfrau im Verdacht, [doch] nicht das Brot schmeckte süss, sondern meine gewaschenen Hände”, schilderte Fahlberg selbst die Entdeckung später.

Fahlberg ließ sich die Substanz patentieren und wandte sich bald an seinen Onkel Adolph List, um seine Patente auszuwerten. Sie entwickelten zunächst in New York ein verbessertes Herstellungsverfahren und präsentierten 1884 Produkte auf Saccharinbasis – nicht nur Süßstoff, sondern auch etwa als Desinfektionsmittel – auf Ausstellungen in London und Antwerpen. Das große Interesse ermutigt Fahlberg und List, eine Fabrik zur Herstellung von Saccharin zu gründen. Sie entscheiden sich für Salbke in der preußischen Provinz Sachsen. 1887 nimmt die Fabrik mit einem Gründungskapital von 1,5 Millionen Mark in dem Magdeburger Vorort die Produktion auf.

Standortwahl als Provokation

Die Wahl des Standorts ist eine Provokation: Magdeburg liegt im Herzen der deutschen Zuckerindustrie. Die Magdeburger Börde ist das bedeutendste Anbaugebiet für Zuckerrüben im Deutschen Reich. Saccharin ist dreihundert- bis siebenhundertmal süßer als Zucker und so bezogen auf die Süßkraft auch noch etwa zwei Drittel billiger als Rübenzucker. So fürchtete die Zuckerindustrie nicht unbegründet um ihre Existenz.

Die Zuckerindustrie war in Deutschland der Treiber der Industrialisierung gewesen und hatte auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch großen Einfluss in der Politik. So kam es dann bald zu den Saccharin-Gesetzen, die zunächst 1898 die Verwendung künstlicher Süßungsmittel in Nahrungs- und Genussmitteln untersagten und 1902 Saccharin aus dem Handel in die Apotheken verbannten. Erst mit der Rohstoffknappheit des Ersten Weltkriegs wurden die Beschränkungen wieder aufgehoben. Heute sind zahlreiche weitere Süßstoffe entdeckt und vom Markt nicht wegzudenken. Zu verdanken ist das auch den Vordenkern und Produzenten Fahlberg und List.

Landesmotto #moderndenken

Modernes Denken ist ein Markenzeichen Sachsen-Anhalts. Hier haben über Jahrhunderte hinweg kluge Köpfe weltverändernde Ideen entwickelt, die ihrer Zeit voraus waren. Sechs Ideen aus dem heutigen Sachsen-Anhalt hat die UNESCO als Erbe der Menschheit anerkannt. Das Bundesland besitzt eine einmalige Dichte von Welterbestätten. Hinzu kommen UNESCO-Modellregionen für Nachhaltigkeit. Die Region bot über Jahrhunderte Freiräume, modern zu denken. Dieser Geist, Neues zu wagen und vorzudenken, wirkt bis heute fort. Das belegen die vielen positiven Beispiele der Kampagne www.moderndenken.de

Im Landesportal, bei Instagram (@moderndenken) und im Magazin #moderndenken stellen wir kleine und große Ideen sowie ihre Protagonisten vor: Menschen, Unternehmen, Vereine, die vordenken, handeln und die Zukunft gestalten.
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