Die Goitzsche - Erfolgreicher Strukturwandel
Von der Mond- zur Seenlandschaft
Wenn Uwe Häfker heute zum Baden in den Großen Goitzschesee springt, schwimmt er in seinem Lebenswerk. Fast 30 Jahre lang gestaltete der 61-jährige Forstdiplom-Ingenieur die Landschaftskonzepte ehemaliger Braunkohle-Tagebaue mit. Seit 1948 hatten sich im Tagebau Goitzsche bei Bitterfeld die Abraumbagger durch die Landschaft gegraben, um Braunkohle für Brikettfabriken und die chemische Industrie zu fördern. Dabei wurde die Erde bis zu 40 Meter tief abgetragen.
Als der Betrieb 1991 eingestellt wurde, waren nicht nur der Forst Goitzsche, sondern auch mehrere Dörfer für immer verschwunden. „Viele Flächen sahen aus wie Mondlandschaften“, erinnert sich Uwe Häfker, der ein Jahr später seine Arbeit beim Treuhandunternehmen Mibrag aufnahm und später bei der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft arbeitete.
„Die größte Herausforderung war die Gestaltung von Land- und Wasserflächen in einer Größenordnung von mehreren tausend Hektar“, sagt Häfker rückblickend. Im stillgelegten Tagebau waren über 40.000 Tonnen Schrott zurückgeblieben, die entsorgt werden mussten, mehr als 60 Millionen Kubikmeter Abraum wurden bewegt. Auf 6000 Hektar Fläche wurden Wälder naturnah wiederhergestellt, offene Landbereiche mit Magerrasen und Heide gestaltet und schließlich die gigantischen Löcher des Tagebaus mit Wasser gefüllt.
So entstand im Laufe von knapp 15 Jahren eine Seenlandschaft mit Ausflugs- und Erholungszielen, Hafenanlagen, Uferpromenaden und Landschaftskunstwerken. Besucher können baden, wandern, angeln, jagen oder Wassersport treiben. So ist die Goitzsche ein besonders eindrucksvolles Beispiel für gelungenen Strukturwandel – und das Konzept kommt an: Bei einer Abstimmung über die Lieblingsseen in Deutschland landete die Goitzsche im vergangenen Jahr unter den drei Bestplatzierten. Auch Uwe Häfker genießt sein Werk fast jeden Tag, ob bei der Jagd im Wald oder beim erfrischenden Sprung ins Wasser.