Energieautarke Mehrfamilienhäuser

Kluge Köpfe haben in Aschersleben alte DDR-Plattenbauten in weitgehend energieautarke Mehrfamilienhäuser umgebaut. Dieses europaweit einmalige, innovative Projekt gibt Antworten auf drängende Fragen zur künftigen Nutzung von Ressourcen.
Die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH (AGW) hat ein ressourcenschonendes Sanierungsprojekt umgesetzt, das international Anerkennung findet: In der Stadt im Herzen Sachsen-Anhalts entstanden aus DDR-Plattenbauten moderne, weitgehend energieautarke Mehrfamilienhäuser.
Die Mieterinnen und Mieter beziehen ihren Strom CO2-neutral aus erneuerbaren Energien. Möglich machen das großflächige Solarpaneele, die an drei Hausfassaden sowie auf dem Dach installiert wurden. Sie liefern den Großteil des Stroms für die Haushalte und versorgen die Infrarotheizungen.
Damit das Ganze auch funktioniert, wenn die Sonne nicht scheint, fußt das Konzept auf einem innovativen Speichersystem. Ein wichtiger Teil sind die Batterie-Hochleistungsspeicher der Firma Tesvolt aus Lutherstadt Wittenberg. Sie speichern den tagsüber erzeugten Strom für den Bedarf in der Nacht, während Warmwasserboiler und die Gebäudesubstanz selbst als zusätzliche Wärmespeicher dienen.
Während der Sommermonate ist man nahezu vollständig unabhängig von externen Energiequellen. „Übers Jahr gerechnet werden etwa 60 Prozent des Energiebedarfs selbst erzeugt, 40 Prozent kaufen wir als Ökostrom von einem regionalen Energieversorger hinzu“, erläutert AGW-Geschäftsführer Mike Eley.
Über mangelnde Nachfrage kann er sich nicht beklagen. 2023 wurde das erste Mehrfamilienhaus bezogen, inzwischen wird ein dritter Block saniert. Die Mieter schätzen die Energie-Flatrate: Alle Kosten für Strom, Kalt- und Warmwasser sowie Heizwärme sind im Mietpreis enthalten. Ein Carsharing-Elektroauto können sie hinzubuchen – auch das wird mit Solarstrom geladen.
Das Konzept des energieautarken Mehrfamilienhauses geht auf den Solarexperten und Honorarprofessor Timo Leukefeld zurück. Der nachhaltige Umbau sorgt national und international für Aufsehen: Vertreter von Wohnungsbauunternehmen aus Deutschland, Frankreich und Österreich haben sich das Projekt bereits angesehen.